Der Nationalstaat ist im Zuge der Globalisierung in seiner Wirkung, vor allem seiner wirtschaftspolitischen und kulturellen, stark eingeschränkt worden. In der EU erstarkt ein populistischer, identitärer, aggressiver und ausländerfeindlicher Nationalismus. Warum aber der Begriff der Nation in Deutschland neu gedacht und gegen ihre Verächter verteidigt werden sollte, darauf versucht dieser Band eine Antwort zu geben. Die fünf Kapitel verstehen sich daher „als eine Anleitung zur Selbstaufklärung über den verwickelten Fundus des deutschen nationalen Gedächtnisses mit dem Ziel, klarer unterscheiden zu können, welche Bestände sich wie und warum als toxisch erwiesen haben, welche weiterhin zu beerben sind und welche erneuert werden müssen“ (17). In Kap. 1 wird dem essentialistischen Verständnis von Nation das Gegenmodell eines Nationalstaats präsentiert, das unter dem Schutzschirm der EU der Diversität moderner Gesellschaften Rechnung trägt und eine „selbstkritische Erinnerungskultur“ propagiert, die „auch historische Verbrechen einbezieht und mit den Opfern der eigenen Gewaltgeschichte eine positive Beziehungsgeschichte aufbaut“ (50). Kap. 2 fokussiert eine ‚Grammatik der Identitäten‘ auf der Grundlage einer selbstkritischen Beschränkung der eigenen Position, die „die kognitive Fähigkeit zur Umperspektivierung und Anerkennung anderer Denkweisen“ (90) einschließt. In diesem Sinne plädiert Kap. 3 für eine ‚Grammatik nationaler Narrative‘, die es kritisch zu hinterfragen gilt, um „markante Erinnerungslücke[n]“ (177), wie z. B. die seitens rechtspopulistischer Parteien, zu schließen. Während sich Kap. 4 der NS-Ideologie hinwendet und versucht, „das Gift dieser Ideologie“ (18) zu entschärfen, geht es in Kap. 5 um den „Gemeinsinn“ nicht nur zwischen Ost- und Westdeutschen, sondern auch im Umgang mit Migranten. Er steht „für ein aktives Sozialverhalten und eine politische Kultur, die weitergegeben, gelernt und täglich gelebt werden muss“ (294). Ein Fazit schließt die problemorientierte und bemüht sachliche Darstellung der Frage nach der Nation ab.

Assmann, Aleida: Die Wiedererfindung der Nation. Warum wir sie fürchten und warum wir sie brauchen. München: C.H.Beck / Moraldo, Sandro M.. - In: GERMANISTIK. - ISSN 0524-8414. - STAMPA. - 62:3/4(2021), pp. 710-711.

Assmann, Aleida: Die Wiedererfindung der Nation. Warum wir sie fürchten und warum wir sie brauchen. München: C.H.Beck

Moraldo, Sandro M.
2021

Abstract

Der Nationalstaat ist im Zuge der Globalisierung in seiner Wirkung, vor allem seiner wirtschaftspolitischen und kulturellen, stark eingeschränkt worden. In der EU erstarkt ein populistischer, identitärer, aggressiver und ausländerfeindlicher Nationalismus. Warum aber der Begriff der Nation in Deutschland neu gedacht und gegen ihre Verächter verteidigt werden sollte, darauf versucht dieser Band eine Antwort zu geben. Die fünf Kapitel verstehen sich daher „als eine Anleitung zur Selbstaufklärung über den verwickelten Fundus des deutschen nationalen Gedächtnisses mit dem Ziel, klarer unterscheiden zu können, welche Bestände sich wie und warum als toxisch erwiesen haben, welche weiterhin zu beerben sind und welche erneuert werden müssen“ (17). In Kap. 1 wird dem essentialistischen Verständnis von Nation das Gegenmodell eines Nationalstaats präsentiert, das unter dem Schutzschirm der EU der Diversität moderner Gesellschaften Rechnung trägt und eine „selbstkritische Erinnerungskultur“ propagiert, die „auch historische Verbrechen einbezieht und mit den Opfern der eigenen Gewaltgeschichte eine positive Beziehungsgeschichte aufbaut“ (50). Kap. 2 fokussiert eine ‚Grammatik der Identitäten‘ auf der Grundlage einer selbstkritischen Beschränkung der eigenen Position, die „die kognitive Fähigkeit zur Umperspektivierung und Anerkennung anderer Denkweisen“ (90) einschließt. In diesem Sinne plädiert Kap. 3 für eine ‚Grammatik nationaler Narrative‘, die es kritisch zu hinterfragen gilt, um „markante Erinnerungslücke[n]“ (177), wie z. B. die seitens rechtspopulistischer Parteien, zu schließen. Während sich Kap. 4 der NS-Ideologie hinwendet und versucht, „das Gift dieser Ideologie“ (18) zu entschärfen, geht es in Kap. 5 um den „Gemeinsinn“ nicht nur zwischen Ost- und Westdeutschen, sondern auch im Umgang mit Migranten. Er steht „für ein aktives Sozialverhalten und eine politische Kultur, die weitergegeben, gelernt und täglich gelebt werden muss“ (294). Ein Fazit schließt die problemorientierte und bemüht sachliche Darstellung der Frage nach der Nation ab.
2021
Assmann, Aleida: Die Wiedererfindung der Nation. Warum wir sie fürchten und warum wir sie brauchen. München: C.H.Beck / Moraldo, Sandro M.. - In: GERMANISTIK. - ISSN 0524-8414. - STAMPA. - 62:3/4(2021), pp. 710-711.
Moraldo, Sandro M.
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