Wie der Strukturwandel der Gesellschaft im Rahmen der Globalisierung auch Nährboden für einen Missbrauch des öffentlichen und eine Instrumentalisierung des politischen Sprachgebrauchs ist, welche Probleme daraus entstehen und welche Antworten die Politolinguistik hat oder erarbeiten muss, um neuen Handlungsforderungen entgegentreten zu können – das ist das übergreifende Thema des Bandes. Dabei wirft Verf. einen diagnostischen Blick auf öffentliche Debatten zu sprachlichen Fragestellungen, die er als „Sprachkämpfe“ bezeichnet, da sie „immer auch über das Sprachliche hinaus auf strittige Fragen in Gesellschaft und Politik“ verweisen (9). In den Fokus genommen werden sowohl die „Mutter aller Sprachschlachten“, d. h. „der Kampf gegen Fremdwörter“ (22), das „Schlachtfeld ‚geschlechtergerechtes Deutsch‘“ (45), der „Kampfverband“ Verein Deutsche Sprache (67) als auch „das Parlament als Aufmarschgebiet der AfD“ (96) und deren „ethnokulturell aufgeladener Sprachbegriff“, mit dem „eine übersteigerte, nationalistisch aufgeladene Auffassung sprachlicher Identität“ (127f.) proklamiert und die Aufnahme von Deutsch als Landessprache ins Grundgesetz durchgesetzt werden soll. Bei einer anschließenden „Frontbesichtigung“ (137), bei der die Vorstellung von der deutschen Sprache als ein Kulturgut um den Metaphernkomplex des Biotops erweitert wird, wünscht sich Verf., wenn schon kein „Sprachfrieden“ möglich scheint, weil die Fronten zu verhärtet sind, zumindest einen „Waffenstillstand“ (141), in dem die verschiedenen in den Sprachkämpfen aufgeworfenen Fragestellungen reflektiert und kritisch hinterfragt werden. Die den Band abschließenden „Eindämmungsstrategien“ (157) sprechen sich noch einmal deutlich gegen jede ideologische Inanspruchnahme des Deutschen aus, denn es gehöre nicht einzelnen Gruppen, sondern den „Menschen in ihrer Vielfalt“, die es durch den Gebrauch „immer wieder aufs Neue entstehen lassen, ihm wortwörtlich Leben einhauchen und seinen ewigen Wandel […] bewirken“ (162).

Lobin, Henning: Sprachkampf. Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert / Moraldo, Sandro M.. - In: GERMANISTIK. - ISSN 1865-9187. - STAMPA. - 62:3/4(2021), pp. 721-722.

Lobin, Henning: Sprachkampf. Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert

Moraldo, Sandro M.
2021

Abstract

Wie der Strukturwandel der Gesellschaft im Rahmen der Globalisierung auch Nährboden für einen Missbrauch des öffentlichen und eine Instrumentalisierung des politischen Sprachgebrauchs ist, welche Probleme daraus entstehen und welche Antworten die Politolinguistik hat oder erarbeiten muss, um neuen Handlungsforderungen entgegentreten zu können – das ist das übergreifende Thema des Bandes. Dabei wirft Verf. einen diagnostischen Blick auf öffentliche Debatten zu sprachlichen Fragestellungen, die er als „Sprachkämpfe“ bezeichnet, da sie „immer auch über das Sprachliche hinaus auf strittige Fragen in Gesellschaft und Politik“ verweisen (9). In den Fokus genommen werden sowohl die „Mutter aller Sprachschlachten“, d. h. „der Kampf gegen Fremdwörter“ (22), das „Schlachtfeld ‚geschlechtergerechtes Deutsch‘“ (45), der „Kampfverband“ Verein Deutsche Sprache (67) als auch „das Parlament als Aufmarschgebiet der AfD“ (96) und deren „ethnokulturell aufgeladener Sprachbegriff“, mit dem „eine übersteigerte, nationalistisch aufgeladene Auffassung sprachlicher Identität“ (127f.) proklamiert und die Aufnahme von Deutsch als Landessprache ins Grundgesetz durchgesetzt werden soll. Bei einer anschließenden „Frontbesichtigung“ (137), bei der die Vorstellung von der deutschen Sprache als ein Kulturgut um den Metaphernkomplex des Biotops erweitert wird, wünscht sich Verf., wenn schon kein „Sprachfrieden“ möglich scheint, weil die Fronten zu verhärtet sind, zumindest einen „Waffenstillstand“ (141), in dem die verschiedenen in den Sprachkämpfen aufgeworfenen Fragestellungen reflektiert und kritisch hinterfragt werden. Die den Band abschließenden „Eindämmungsstrategien“ (157) sprechen sich noch einmal deutlich gegen jede ideologische Inanspruchnahme des Deutschen aus, denn es gehöre nicht einzelnen Gruppen, sondern den „Menschen in ihrer Vielfalt“, die es durch den Gebrauch „immer wieder aufs Neue entstehen lassen, ihm wortwörtlich Leben einhauchen und seinen ewigen Wandel […] bewirken“ (162).
2021
Lobin, Henning: Sprachkampf. Wie die Neue Rechte die deutsche Sprache instrumentalisiert / Moraldo, Sandro M.. - In: GERMANISTIK. - ISSN 1865-9187. - STAMPA. - 62:3/4(2021), pp. 721-722.
Moraldo, Sandro M.
File in questo prodotto:
Eventuali allegati, non sono esposti

I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.

Utilizza questo identificativo per citare o creare un link a questo documento: https://hdl.handle.net/11585/900302
 Attenzione

Attenzione! I dati visualizzati non sono stati sottoposti a validazione da parte dell'ateneo

Citazioni
  • ???jsp.display-item.citation.pmc??? ND
  • Scopus ND
  • ???jsp.display-item.citation.isi??? ND
social impact