Die Studie untersucht anhand empirischer Daten vier adverbiale Konjunktionen, die in der traditionellen Grammatik als nebensatzeinleitende Subjunktionen geführt werden, im gesprochenen und informellen schriftlichen Deutsch aber eine semantische Funktionserweiterung erfahren haben und in diesem Kontext auch sogenannte nicht-kanonische Nebensätze verknüpfen können. „Als nicht-kanonisch sind dann solche Satzstrukturen einzuordnen“, so Freywald, „die in einem Kontext, in dem normalerweise ein VL[Verbletzt]-Satz zu erwarten wäre, Erst- oder Zweitstellung des finiten Verbs aufweisen“ (2). In den Blick genommen werden die Konzessivkonjunktion obwohl („zwei Sachverhalte sind wider Erwarten gleichzeitig gültig“) , die Temporalkonjunktion während („zwei Ereignisse finden gleichzeitig statt; das eine situiert das andere zeitlich“) und die beiden Relativadverbien wobei („einem Sachverhalt wird ein gleichzeitig gültiger, konfligierender hinzugefügt“) und wogegen („zwei gleichzeitig gültige Sachverhalte stehen in Opposition zueinander“). Während durch die formale und funktionale Erweiterung bei obwohl und wobei deren ursprünglich konzessive und komitative Bedeutung in eine korrektive () überführt werden, mutieren die Temporalkonjunktion während und das Relativadverb wogegen zu Kontrastmarkern. Daraus folgt, dass die jeweiligen Varianten „unterschiedliche kommunikative Funktionen erfüllen und daher auch nicht beliebig gegeneinander austauschbar sind“ (2f.), wobei die „semantische Verschiebung“ (3) subtil aber auch markant sein kann. Neben allgemeinen theoretischen Vorbemerkungen (Kapitel 2 und 3) und Ausführungen über die strukturellen Aspekte der konjunktionalen Satzverknüpfung, in denen ein Modell entwickelt wird, „das die verschiedenen Satzverknüpfungstypen erfasst“ (33), schließen sich die Einzeldarstellungen zu den ausgewählten Konjunktionen an (Kap. 4-7). Eine Zusammenfassung der Arbeit und deren Ergebnisse (Kap. 8) und das Literaturverzeichnis schließen die Arbeit ab. Der Band bietet einen umfassenden Überblick über einen aktuellen sprachwissenschaftlichen Forschungsbereich, der nicht nur in der Fach-, sondern auch in der Laienlinguistik oft kontrovers diskutiert wird.

Freywald, Ulrike. Parataktische Konjunktionen. Zur Syntax und Pragmatik der Satzverknüpfung im Deutschen – am Beispiel von obwohl, wobei, während und wogegen

Sandro Moraldo
2020

Abstract

Die Studie untersucht anhand empirischer Daten vier adverbiale Konjunktionen, die in der traditionellen Grammatik als nebensatzeinleitende Subjunktionen geführt werden, im gesprochenen und informellen schriftlichen Deutsch aber eine semantische Funktionserweiterung erfahren haben und in diesem Kontext auch sogenannte nicht-kanonische Nebensätze verknüpfen können. „Als nicht-kanonisch sind dann solche Satzstrukturen einzuordnen“, so Freywald, „die in einem Kontext, in dem normalerweise ein VL[Verbletzt]-Satz zu erwarten wäre, Erst- oder Zweitstellung des finiten Verbs aufweisen“ (2). In den Blick genommen werden die Konzessivkonjunktion obwohl („zwei Sachverhalte sind wider Erwarten gleichzeitig gültig“) , die Temporalkonjunktion während („zwei Ereignisse finden gleichzeitig statt; das eine situiert das andere zeitlich“) und die beiden Relativadverbien wobei („einem Sachverhalt wird ein gleichzeitig gültiger, konfligierender hinzugefügt“) und wogegen („zwei gleichzeitig gültige Sachverhalte stehen in Opposition zueinander“). Während durch die formale und funktionale Erweiterung bei obwohl und wobei deren ursprünglich konzessive und komitative Bedeutung in eine korrektive () überführt werden, mutieren die Temporalkonjunktion während und das Relativadverb wogegen zu Kontrastmarkern. Daraus folgt, dass die jeweiligen Varianten „unterschiedliche kommunikative Funktionen erfüllen und daher auch nicht beliebig gegeneinander austauschbar sind“ (2f.), wobei die „semantische Verschiebung“ (3) subtil aber auch markant sein kann. Neben allgemeinen theoretischen Vorbemerkungen (Kapitel 2 und 3) und Ausführungen über die strukturellen Aspekte der konjunktionalen Satzverknüpfung, in denen ein Modell entwickelt wird, „das die verschiedenen Satzverknüpfungstypen erfasst“ (33), schließen sich die Einzeldarstellungen zu den ausgewählten Konjunktionen an (Kap. 4-7). Eine Zusammenfassung der Arbeit und deren Ergebnisse (Kap. 8) und das Literaturverzeichnis schließen die Arbeit ab. Der Band bietet einen umfassenden Überblick über einen aktuellen sprachwissenschaftlichen Forschungsbereich, der nicht nur in der Fach-, sondern auch in der Laienlinguistik oft kontrovers diskutiert wird.
2020
Sandro Moraldo
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