Dieser Beitrag hat zum Ziel, einen Einblick in die Untersuchung von sprachlichen Lebensgeschichten italienischer Muttersprachler zu verschaffen, welche zum größten Teil im Erwachsenenalter zum ersten Mal – durch die Migrationserfahrung Ende der sechziger Jahre in Deutschland – mit der deutschen Sprache in Kontakt gekommen sind. Methode der Datenerhebung: im Nachfolgenden werden die ersten Ergebnisse einer Korpusanalyse dargestellt, bestehend aus circa 400 Minuten Aufnahmen , die im April 2006 durchgeführt wurden. Die untersuchte Zielgruppe besteht aus acht erwachsenen Italienern und Italienerinnen zwischen 48 und 63 Jahren, welche im Land Baden-Württemberg ansässig sind. Die angewandte Untersuchungsmethode, bei der Gesprächsmaterial vor Ort erhoben wird, um anschließend systematisch ausgewertet zu werden, gehört in das Forschungsgebiet der interpretativen Soziolinguistik, d.h. genauer gesagt, in das der Diskursanalyse. Bei der Datensammlung werden eine Anzahl von Informationen gesammelt, die es ermöglichen, eine weitgehend präzise (sozio-)linguistische Biographie jedes einzelnen Informanten zu umreißen. Außerdem bietet spontanes Gesprächsmaterial einen Einblick in die Verwendungsweise alltäglicher und natürlicher Sprache. In einer ersten Kontaktphase wurde den Informanten ein selbstbewertender Fragebogen in deutscher und italienischer Sprache (im Fall von sprachlichen Missverständnissen) ausgeteilt. Ziel dieser Fragebögen ist es, das individuelle Sprachrepertoire sowie einige Variablen, z. B. sozialer Natur wie Alter, Bildungsstand, Beruf, etc. abzuwägen. Überdies erhält man eine Selbstbewertung der Interviewten in Bezug auf soziokulturelle Aspekte, auf die Sprachkenntnis des Deutschen und die jeweiligen Erwerbsschwierigkeiten, auf die Motivation des Spracherwerbs, usw. Anhand dieser selbständig ausgefüllten Fragebögen wurde anschließend ein individuelles Profil jedes einzelnen Informanten herausgearbeitet. Die zweite Phase der Untersuchung ist durch die Aufnahme informeller Konversationen oder narrativer Interviews autobiographischer Prägung gekennzeichnet, welche die zuvor ausgefüllten Fragebögen von Seiten der Informanten als roten Leitfaden aufweisen. Diese Interviews führten zum zweiten Kontakt zwischen Informanten und Interviewerin. Die Informanten: bei der Auswahl der Informanten wurden diejenigen vorgezogen, die eine positive Einstellung dem Interview gegenüber hatten, so dass sie gerne über ihre Kultur sprachen und Anspannung und Scheu schnell überwinden konnten. Die Interviews wurden in deutscher Sprache durchgeführt und nicht in der italienischen Muttersprache der Interviewten; allerdings konnte es zu kurzen oder längeren Phasen des Code-Switching kommen. Das Alter der ausgewählten Zielgruppe beträgt durchschnittlich 50 Jahre. Ein weiterer gemeinsamer Nenner ist durch die Aufenthaltsdauer in Deutschland gegeben, überwiegend dreißig Jahre, abgesehen von einem Fall, bei dem sie 12 Jahre beträgt. Ferner sei betont, dass keiner der Informanten vor der Auswanderung einen Kontakt mit der deutschen Sprache (und Kultur) aufweist. Ort und Aufnahmedauer der Interviews: die Gespräche wurden Anfang/Mitte April 2006 in (Südwest-)Deutschland aufgezeichnet, hauptsächlich in den Wohnstätten der Informanten; sie haben eine Mindestdauer von 39 Minuten und eine Maximaldauer von 77 Minuten.

Sprachbiographien italienischer Migranten in Deutschland / S. Sansone; E. Thune. - In: ANNALI - ISTITUTO UNIVERSITARIO ORIENTALE. SEZIONE GERMANICA. - ISSN 1124-3724. - STAMPA. - N.S. XVIII.1:(2008), pp. 183-211.

Sprachbiographien italienischer Migranten in Deutschland

THUNE, EVA-MARIA CHRISTINA CHARLOTTE
2008

Abstract

Dieser Beitrag hat zum Ziel, einen Einblick in die Untersuchung von sprachlichen Lebensgeschichten italienischer Muttersprachler zu verschaffen, welche zum größten Teil im Erwachsenenalter zum ersten Mal – durch die Migrationserfahrung Ende der sechziger Jahre in Deutschland – mit der deutschen Sprache in Kontakt gekommen sind. Methode der Datenerhebung: im Nachfolgenden werden die ersten Ergebnisse einer Korpusanalyse dargestellt, bestehend aus circa 400 Minuten Aufnahmen , die im April 2006 durchgeführt wurden. Die untersuchte Zielgruppe besteht aus acht erwachsenen Italienern und Italienerinnen zwischen 48 und 63 Jahren, welche im Land Baden-Württemberg ansässig sind. Die angewandte Untersuchungsmethode, bei der Gesprächsmaterial vor Ort erhoben wird, um anschließend systematisch ausgewertet zu werden, gehört in das Forschungsgebiet der interpretativen Soziolinguistik, d.h. genauer gesagt, in das der Diskursanalyse. Bei der Datensammlung werden eine Anzahl von Informationen gesammelt, die es ermöglichen, eine weitgehend präzise (sozio-)linguistische Biographie jedes einzelnen Informanten zu umreißen. Außerdem bietet spontanes Gesprächsmaterial einen Einblick in die Verwendungsweise alltäglicher und natürlicher Sprache. In einer ersten Kontaktphase wurde den Informanten ein selbstbewertender Fragebogen in deutscher und italienischer Sprache (im Fall von sprachlichen Missverständnissen) ausgeteilt. Ziel dieser Fragebögen ist es, das individuelle Sprachrepertoire sowie einige Variablen, z. B. sozialer Natur wie Alter, Bildungsstand, Beruf, etc. abzuwägen. Überdies erhält man eine Selbstbewertung der Interviewten in Bezug auf soziokulturelle Aspekte, auf die Sprachkenntnis des Deutschen und die jeweiligen Erwerbsschwierigkeiten, auf die Motivation des Spracherwerbs, usw. Anhand dieser selbständig ausgefüllten Fragebögen wurde anschließend ein individuelles Profil jedes einzelnen Informanten herausgearbeitet. Die zweite Phase der Untersuchung ist durch die Aufnahme informeller Konversationen oder narrativer Interviews autobiographischer Prägung gekennzeichnet, welche die zuvor ausgefüllten Fragebögen von Seiten der Informanten als roten Leitfaden aufweisen. Diese Interviews führten zum zweiten Kontakt zwischen Informanten und Interviewerin. Die Informanten: bei der Auswahl der Informanten wurden diejenigen vorgezogen, die eine positive Einstellung dem Interview gegenüber hatten, so dass sie gerne über ihre Kultur sprachen und Anspannung und Scheu schnell überwinden konnten. Die Interviews wurden in deutscher Sprache durchgeführt und nicht in der italienischen Muttersprache der Interviewten; allerdings konnte es zu kurzen oder längeren Phasen des Code-Switching kommen. Das Alter der ausgewählten Zielgruppe beträgt durchschnittlich 50 Jahre. Ein weiterer gemeinsamer Nenner ist durch die Aufenthaltsdauer in Deutschland gegeben, überwiegend dreißig Jahre, abgesehen von einem Fall, bei dem sie 12 Jahre beträgt. Ferner sei betont, dass keiner der Informanten vor der Auswanderung einen Kontakt mit der deutschen Sprache (und Kultur) aufweist. Ort und Aufnahmedauer der Interviews: die Gespräche wurden Anfang/Mitte April 2006 in (Südwest-)Deutschland aufgezeichnet, hauptsächlich in den Wohnstätten der Informanten; sie haben eine Mindestdauer von 39 Minuten und eine Maximaldauer von 77 Minuten.
2008
Sprachbiographien italienischer Migranten in Deutschland / S. Sansone; E. Thune. - In: ANNALI - ISTITUTO UNIVERSITARIO ORIENTALE. SEZIONE GERMANICA. - ISSN 1124-3724. - STAMPA. - N.S. XVIII.1:(2008), pp. 183-211.
S. Sansone; E. Thune
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