Die linguistische Gesprächsanalyse kann nun auf ca. 40 Jahre intensiver Forschung zurückblicken; sie hat Begriffe und Methoden erarbeitet, die allgemein anerkannt sind . Wie man mit diesen Kategorien auch Gespräche in der erzählenden Literatur analysieren kann, wollen wir an einem kleinen Dialog der Erzählung Die Vergewaltigung (1989) von Christoph Hein zeigen. Dies ist nicht unproblematisch, da die Begriffe und Methoden der Gesprächsanalyse an Alltagsgesprächen entwickelt wurden, während literarisch konzipierte Dialoge in einer grundsätzlich anderen ‚Sinnwelt’ (Schütz 1973, 229-234) konstituiert sind und, im Falle der erzählenden Literatur, in einer bloß schriftlichen Form vorliegen, der alles Sinnliche der menschlichen Stimme fehlt . Alltagsgespräche entstehen aus dem dialogischen, spontanen Zusammenwirken mindestens zweier Menschen; literarische Gespräche werden dagegen von einem Autor mit viel Reflexion und möglichen Korrekturgängen geschrieben, bevor sie gedruckt vorliegen; sie sind ein monologisches Angebot für ein anonymes und sehr unterschiedliches Lesepublikum . Zum Schluss wollen wir fragen, ob man mit der gesprächsanalytischen Arbeit auch prinzipielle Unterschiede zwischen Alltags- und literarisch konzipierten Gesprächen feststellen kann.
J. Schwitalla, Thune E. (2009). Die Analyse von Gesprächen der erzählenden Literatur mit gesprächslinguistischen Mitteln. Dargestellt an einem Dialog in Christoph Heins Die Vergewaltigung (1989). ACTA FACULTATIS PHILOSOPHICAE UNIVERSITATIS OSTRAVIENSIS. STUDIA GERMANISTICA, 4, 45-63.
Die Analyse von Gesprächen der erzählenden Literatur mit gesprächslinguistischen Mitteln. Dargestellt an einem Dialog in Christoph Heins Die Vergewaltigung (1989)
THUNE, EVA-MARIA CHRISTINA CHARLOTTE
2009
Abstract
Die linguistische Gesprächsanalyse kann nun auf ca. 40 Jahre intensiver Forschung zurückblicken; sie hat Begriffe und Methoden erarbeitet, die allgemein anerkannt sind . Wie man mit diesen Kategorien auch Gespräche in der erzählenden Literatur analysieren kann, wollen wir an einem kleinen Dialog der Erzählung Die Vergewaltigung (1989) von Christoph Hein zeigen. Dies ist nicht unproblematisch, da die Begriffe und Methoden der Gesprächsanalyse an Alltagsgesprächen entwickelt wurden, während literarisch konzipierte Dialoge in einer grundsätzlich anderen ‚Sinnwelt’ (Schütz 1973, 229-234) konstituiert sind und, im Falle der erzählenden Literatur, in einer bloß schriftlichen Form vorliegen, der alles Sinnliche der menschlichen Stimme fehlt . Alltagsgespräche entstehen aus dem dialogischen, spontanen Zusammenwirken mindestens zweier Menschen; literarische Gespräche werden dagegen von einem Autor mit viel Reflexion und möglichen Korrekturgängen geschrieben, bevor sie gedruckt vorliegen; sie sind ein monologisches Angebot für ein anonymes und sehr unterschiedliches Lesepublikum . Zum Schluss wollen wir fragen, ob man mit der gesprächsanalytischen Arbeit auch prinzipielle Unterschiede zwischen Alltags- und literarisch konzipierten Gesprächen feststellen kann.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.