Im Folgenden wird das konzeptionelle Profil von Tweets (Mitteilungen auf Twitter) untersucht. Dies soll auf der Folie des von Ludwig Söll (1974) konzipierten und von Koch/Oesterreicher (1990, 1994, 1996, 2007) weiterentwickelten Modells zur Unterscheidung von gesprochener und geschriebener Sprache in verschiedenen Äusserungsformen (u.a. Essay, Interview, Vortrag, Vorstellungsgespräch, Brief) geschehen. Miteinbezogen wird jedoch auch ein Analyseverfahren, das «die Phänomene neuer Schriftlichkeit nicht auf die mediale Umsetzung sprechsprachlicher Aspekte reduziert» (Androutsopoulos 2007: 81). Miteinbezogen in die Analyse werden zum einen «mimisch-kinesische Kompensierungsverfahren», zum anderen «Verfahren sprachlicher Ökonomie» und schliesslich «Graphostilistik» (ebd. 82 und 83). Mit dem Modell von Koch/Oesterreicher ist es möglich, die Vielfalt und Komplexität gesprochener und geschriebener Sprache und die daran angepassten Formen ihrer medialen Realisierung recht differenziert darzustellen. Hinsichtlich der Unterscheidung zwischen dem Medium «der Realisierung (phonisch vs. graphisch)» und dem Medium «der Konzeption (gesprochen vs. geschrieben)», d. h. «dem Duktus, der Modalität, in der eine Äusserung konzipiert wird» (Thaler 2007: 149), sind Tweets medial graphisch, also schriftbasiert, wobei auch Bildmaterial und Auditives integriert, d. h. verlinkt werden können. In Bezug auf ihre Konzeption lässt sich dagegen eine eindeutige Entscheidung nicht so ohne Weiteres treffen. Legt man nämlich die von Koch/Oesterreicher ermittelten Parameterwerte «zwischen den beiden Extrempolen ‹Nähe› (konzeptionell mündlich) und ‹Distanz› (konzeptionell schriftlich)» zugrunde (Reeg 2011: 84), lassen sich Tweets in diesem «konzeptionellen Kontinuum» (Koch/Oesterreicher 1996: 66) sowohl der Schriftlichkeit als auch der Mündlichkeit zuordnen. Zu prüfen wäre jeweils im Einzelnen, wo die verschiedenen Textsorten und kommunikativen Gattungen der Kommunikationsform Twitter zwischen diesen Polen zu verorten wären.

‹das Leben in 140 Zeichen ...heisst Twitter :-)›. Teil I: Kommunikative Aspekte der Microblogging-Plattform Twitter

MORALDO, SANDRO
2012

Abstract

Im Folgenden wird das konzeptionelle Profil von Tweets (Mitteilungen auf Twitter) untersucht. Dies soll auf der Folie des von Ludwig Söll (1974) konzipierten und von Koch/Oesterreicher (1990, 1994, 1996, 2007) weiterentwickelten Modells zur Unterscheidung von gesprochener und geschriebener Sprache in verschiedenen Äusserungsformen (u.a. Essay, Interview, Vortrag, Vorstellungsgespräch, Brief) geschehen. Miteinbezogen wird jedoch auch ein Analyseverfahren, das «die Phänomene neuer Schriftlichkeit nicht auf die mediale Umsetzung sprechsprachlicher Aspekte reduziert» (Androutsopoulos 2007: 81). Miteinbezogen in die Analyse werden zum einen «mimisch-kinesische Kompensierungsverfahren», zum anderen «Verfahren sprachlicher Ökonomie» und schliesslich «Graphostilistik» (ebd. 82 und 83). Mit dem Modell von Koch/Oesterreicher ist es möglich, die Vielfalt und Komplexität gesprochener und geschriebener Sprache und die daran angepassten Formen ihrer medialen Realisierung recht differenziert darzustellen. Hinsichtlich der Unterscheidung zwischen dem Medium «der Realisierung (phonisch vs. graphisch)» und dem Medium «der Konzeption (gesprochen vs. geschrieben)», d. h. «dem Duktus, der Modalität, in der eine Äusserung konzipiert wird» (Thaler 2007: 149), sind Tweets medial graphisch, also schriftbasiert, wobei auch Bildmaterial und Auditives integriert, d. h. verlinkt werden können. In Bezug auf ihre Konzeption lässt sich dagegen eine eindeutige Entscheidung nicht so ohne Weiteres treffen. Legt man nämlich die von Koch/Oesterreicher ermittelten Parameterwerte «zwischen den beiden Extrempolen ‹Nähe› (konzeptionell mündlich) und ‹Distanz› (konzeptionell schriftlich)» zugrunde (Reeg 2011: 84), lassen sich Tweets in diesem «konzeptionellen Kontinuum» (Koch/Oesterreicher 1996: 66) sowohl der Schriftlichkeit als auch der Mündlichkeit zuordnen. Zu prüfen wäre jeweils im Einzelnen, wo die verschiedenen Textsorten und kommunikativen Gattungen der Kommunikationsform Twitter zwischen diesen Polen zu verorten wären.
2012
Sandro M., Moraldo
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