In der Komparatistik haben sich im Verlauf ihrer geschichtlichen Entwicklung zwei fachspezifische Arbeitsgebiete herauskristallisiert. Zum einen «die vergleichende Literaturgeschichte, die sowohl die Untersuchung der Wechselbeziehungen als auch die Erforschung der Gemeinsamkeiten der Einzelliteraturen umfaßt» und zum anderen «der vergleichend-theoretische und vergleichend-methodologische Zweig, der sich mit den in den einzelnen Ländern (bzw. Sprachgebieten) entwickelten Literaturtheorien und entsprechenden Methoden der Literaturwissenschaft und Literaturkritik beschäftigt».1 Diese Unterscheidung schlägt sich noch heute in Deutschland in der Umschreibung der Komparatistik in Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft nieder. Hat es die Vergleichende Literaturwissenschaft mit dem ‘Abgleich’ von Texten «aus mindestens zwei verschiedenen Sprachen» zu tun, bei dem grundsätzlich festzuhalten ist, «daß das Vergleichen sowohl auf das Unterschiedliche dessen, was verglichen wird, in Reinkultur aus ist, als auch auf das Gemeinsame», so stellt sich bei der Allgemeinen Literaturwissenschaft die Frage, «mit welchem theoretischen und methodischen Instrumentarium sie an ihre Probleme herangeht», wobei zu bedenken ist, «daß jede theoretische und methodologische Vorentscheidung eine zugleich ideologische und ästhetische Entscheidung ist». Bei solch einer ‹ideologischen› Prämisse kann es nicht verwundern, dass auf die Frage Was ist Literatur? nicht wenige Schulen eine Antwort zu geben versucht haben. «Daß Kunstwerke von den Verwertungsgesellschaften des Zeitgeistes höchste Aufmerksamkeit erhalten», schreibt der Komparatist Horst-Jürgen Gerigk, «wird sich niemals abstellen lassen», genauso wenig wie die zahllosen Interpreten, die «das Hantieren mit der Vokabular bestimmter Schulen beherrschen».
Komparatistik und Literaturtheorie oder Wider den Methodenpluralismus
MORALDO, SANDRO
2010
Abstract
In der Komparatistik haben sich im Verlauf ihrer geschichtlichen Entwicklung zwei fachspezifische Arbeitsgebiete herauskristallisiert. Zum einen «die vergleichende Literaturgeschichte, die sowohl die Untersuchung der Wechselbeziehungen als auch die Erforschung der Gemeinsamkeiten der Einzelliteraturen umfaßt» und zum anderen «der vergleichend-theoretische und vergleichend-methodologische Zweig, der sich mit den in den einzelnen Ländern (bzw. Sprachgebieten) entwickelten Literaturtheorien und entsprechenden Methoden der Literaturwissenschaft und Literaturkritik beschäftigt».1 Diese Unterscheidung schlägt sich noch heute in Deutschland in der Umschreibung der Komparatistik in Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft nieder. Hat es die Vergleichende Literaturwissenschaft mit dem ‘Abgleich’ von Texten «aus mindestens zwei verschiedenen Sprachen» zu tun, bei dem grundsätzlich festzuhalten ist, «daß das Vergleichen sowohl auf das Unterschiedliche dessen, was verglichen wird, in Reinkultur aus ist, als auch auf das Gemeinsame», so stellt sich bei der Allgemeinen Literaturwissenschaft die Frage, «mit welchem theoretischen und methodischen Instrumentarium sie an ihre Probleme herangeht», wobei zu bedenken ist, «daß jede theoretische und methodologische Vorentscheidung eine zugleich ideologische und ästhetische Entscheidung ist». Bei solch einer ‹ideologischen› Prämisse kann es nicht verwundern, dass auf die Frage Was ist Literatur? nicht wenige Schulen eine Antwort zu geben versucht haben. «Daß Kunstwerke von den Verwertungsgesellschaften des Zeitgeistes höchste Aufmerksamkeit erhalten», schreibt der Komparatist Horst-Jürgen Gerigk, «wird sich niemals abstellen lassen», genauso wenig wie die zahllosen Interpreten, die «das Hantieren mit der Vokabular bestimmter Schulen beherrschen».I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.