Migrationsbedingte Heterogenität, d. h. sprachliche, ethnische, ökonomi‐ sche, kulturelle und religiöse Vielfalt, ist angesichts zunehmender Inter‐ nationalisierung und Globalisierung längst zu einem relevanten Thema im weltliterarischen Diskurs avanciert. Sie hat den Kontakt unter den Sprachgemeinschaften in bis dahin kaum gekanntem Ausmaß gefördert und die scheinbar klaren Grenzen in Frage gestellt, innerhalb derer man sich z. B. einer literarischen Sprachgemeinschaft zugehörig fühlte. Der vorl. Bd. setzt hier an und gibt, so der Untertitel, »Einsichten in die Aus‐ einandersetzung mehrsprachiger Autorinnen und Autoren mit ihrem lite‐ rarischen Schreibprozess«. Fokussiert werden weniger Figuren, Handlun‐ gen oder erzählte Welten, als vielmehr die Selbstäußerungen mehrspra‐ chiger Schriftstellerinnen und Schriftsteller unterschiedlicher kultureller Herkunft, die seit den 1950er Jahren im deutschsprachigen Raum litera‐ risch tätig sind. Entnommen werden die Selbstreflexionen u. a. »(teilwei‐ se verdichtete[n]) Darstellungen«, autobiographischen Essays, Poetikvor‐ lesungen sowie Gesprächsaufzeichnungen, in denen die Autorinnen und Autoren »über ihre Sprachen und ihren kreativen Schreibprozess in der Literatursprache Deutsch nachdenken« (3) und dadurch die durchaus ambivalente Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Sprachidenti‐ tät reflektieren. Die Bandbreite reicht von Zsuzsa Bánk, Franco Biondi und Carmine Chiellini bis hin zu Ota Filip, Francesco Micieli, José F. A. Oliver, Ilma Rakusa, Rafik Schami und vielen anderen. Der Verf. gelingt eine bestechende Dokumentation und Bestandsaufnahme zur Aufklä‐ rung individueller Mehrsprachigkeit vor dem Hintergrund der Entwick‐ lung kreativer Schreibprozesse.
Moraldo, S.M. (2023). Reeg, Ulrike, Zwischen Nähe und Distanz. Einsichten in die Auseinandersetzung mehrsprachiger Autorinnen und Autoren mit ihrem literarischen Schreibprozess. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag 2022. GERMANISTIK, 64(1/2), 519-520.
Reeg, Ulrike, Zwischen Nähe und Distanz. Einsichten in die Auseinandersetzung mehrsprachiger Autorinnen und Autoren mit ihrem literarischen Schreibprozess. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag 2022.
Sandro M. Moraldo
2023
Abstract
Migrationsbedingte Heterogenität, d. h. sprachliche, ethnische, ökonomi‐ sche, kulturelle und religiöse Vielfalt, ist angesichts zunehmender Inter‐ nationalisierung und Globalisierung längst zu einem relevanten Thema im weltliterarischen Diskurs avanciert. Sie hat den Kontakt unter den Sprachgemeinschaften in bis dahin kaum gekanntem Ausmaß gefördert und die scheinbar klaren Grenzen in Frage gestellt, innerhalb derer man sich z. B. einer literarischen Sprachgemeinschaft zugehörig fühlte. Der vorl. Bd. setzt hier an und gibt, so der Untertitel, »Einsichten in die Aus‐ einandersetzung mehrsprachiger Autorinnen und Autoren mit ihrem lite‐ rarischen Schreibprozess«. Fokussiert werden weniger Figuren, Handlun‐ gen oder erzählte Welten, als vielmehr die Selbstäußerungen mehrspra‐ chiger Schriftstellerinnen und Schriftsteller unterschiedlicher kultureller Herkunft, die seit den 1950er Jahren im deutschsprachigen Raum litera‐ risch tätig sind. Entnommen werden die Selbstreflexionen u. a. »(teilwei‐ se verdichtete[n]) Darstellungen«, autobiographischen Essays, Poetikvor‐ lesungen sowie Gesprächsaufzeichnungen, in denen die Autorinnen und Autoren »über ihre Sprachen und ihren kreativen Schreibprozess in der Literatursprache Deutsch nachdenken« (3) und dadurch die durchaus ambivalente Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Sprachidenti‐ tät reflektieren. Die Bandbreite reicht von Zsuzsa Bánk, Franco Biondi und Carmine Chiellini bis hin zu Ota Filip, Francesco Micieli, José F. A. Oliver, Ilma Rakusa, Rafik Schami und vielen anderen. Der Verf. gelingt eine bestechende Dokumentation und Bestandsaufnahme zur Aufklä‐ rung individueller Mehrsprachigkeit vor dem Hintergrund der Entwick‐ lung kreativer Schreibprozesse.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.