Im Zuge der digitalen Transformation hat sich nicht nur die Art wie wir kommunizieren verändert. Auch die Schrift an sich ist eine immer be‐ deutsamer werdende Ressource geworden und zurecht verstärkt in den Fokus linguistischer Untersuchungen gerückt. Mit ihrer Einführung in die Schriftlinguistik legte Christa Dürscheid 2002 ein Standardwerk vor, das die Schrift als eine eigenwertige, voll funktionale Realisierungsform von Sprache detailliert untersuchte und für die Forschungsrichtung der Gra‐ phostilistik bahnbrechend sein sollte. Was damals noch auf den deutsch‐ sprachigen Raum begrenzt blieb, erfährt nun mit dieser neuen englisch‐ sprachigen Publikation, die sie zusammen mit ihrem Kollegen Dimitrios Meletis vorgelegt hat, eine internationale Neuorientierung, denn die fünf Kap. »will address a variety of diverse systems including Chinese, Eng‐ lish, Japanese, Arabic, Thai, German, and Korean« (11). Neben einem ein‐ führenden Überblick, in dem die zunehmende Bedeutung der Schrift the‐ matisiert und »the earlier disregard of writing as an object of linguistic study« (5) kritisch hinterfragt wird, rücken in fünf Hauptkapiteln zentrale theoretische und empirische Fragen in den Blick, die von der Unterschei‐ dung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit (Kap. 2: Language, speech, and writing), der Beschreibung der visuellen Form und des Er‐ scheinungsbildes der Schrift sowie ihrer physischen (u. a. haptischen) Merkmale (Kap. 3: Graphetics) über die Grundeinheiten des Schriftsys‐ tems und ihrer Verknüpfungsregeln (Kap. 4: Graphematics) bis zur Recht‐ schreibung (Kap. 5: Orthography) und Klassifizierung von Schriftsyste‐ men (Kap. 6: Writing system typology) reichen. Ergänzt werden sie durch psycholinguistische und soziolinguistische Perspektiven. Was vielleicht fehlt, ist ein kurzer Exkurs über die Kreativität von Leetspeak (auch 13375P34K geschrieben), einer schriftbasierten Kommunikation insbeson‐ dere auf Social Media-Plattformen, bei der Buchstaben durch ihnen ent‐ sprechende Ziffern oder andere Zeichen (u. a. auch Sonderzeichen) er‐ setzt werden. Unabhängig davon bietet aber diese Studie zum ersten Mal in umfassendem Ausmaß ein Instrumentarium, das genutzt werden kann, um Graphostilistik kategoriengeleitet zu analysieren und ihr Poten‐ tial fundiert zu analysieren und zu reflektieren.
Moraldo, S.M. (2023). Meletis, Dimitrios/Dürscheid, Christa: Writing Systems and Their Use. An Overview of Grapholinguistics. GERMANISTIK, 64(3/4), 727-728.
Meletis, Dimitrios/Dürscheid, Christa: Writing Systems and Their Use. An Overview of Grapholinguistics
Moraldo, Sandro M.
2023
Abstract
Im Zuge der digitalen Transformation hat sich nicht nur die Art wie wir kommunizieren verändert. Auch die Schrift an sich ist eine immer be‐ deutsamer werdende Ressource geworden und zurecht verstärkt in den Fokus linguistischer Untersuchungen gerückt. Mit ihrer Einführung in die Schriftlinguistik legte Christa Dürscheid 2002 ein Standardwerk vor, das die Schrift als eine eigenwertige, voll funktionale Realisierungsform von Sprache detailliert untersuchte und für die Forschungsrichtung der Gra‐ phostilistik bahnbrechend sein sollte. Was damals noch auf den deutsch‐ sprachigen Raum begrenzt blieb, erfährt nun mit dieser neuen englisch‐ sprachigen Publikation, die sie zusammen mit ihrem Kollegen Dimitrios Meletis vorgelegt hat, eine internationale Neuorientierung, denn die fünf Kap. »will address a variety of diverse systems including Chinese, Eng‐ lish, Japanese, Arabic, Thai, German, and Korean« (11). Neben einem ein‐ führenden Überblick, in dem die zunehmende Bedeutung der Schrift the‐ matisiert und »the earlier disregard of writing as an object of linguistic study« (5) kritisch hinterfragt wird, rücken in fünf Hauptkapiteln zentrale theoretische und empirische Fragen in den Blick, die von der Unterschei‐ dung zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit (Kap. 2: Language, speech, and writing), der Beschreibung der visuellen Form und des Er‐ scheinungsbildes der Schrift sowie ihrer physischen (u. a. haptischen) Merkmale (Kap. 3: Graphetics) über die Grundeinheiten des Schriftsys‐ tems und ihrer Verknüpfungsregeln (Kap. 4: Graphematics) bis zur Recht‐ schreibung (Kap. 5: Orthography) und Klassifizierung von Schriftsyste‐ men (Kap. 6: Writing system typology) reichen. Ergänzt werden sie durch psycholinguistische und soziolinguistische Perspektiven. Was vielleicht fehlt, ist ein kurzer Exkurs über die Kreativität von Leetspeak (auch 13375P34K geschrieben), einer schriftbasierten Kommunikation insbeson‐ dere auf Social Media-Plattformen, bei der Buchstaben durch ihnen ent‐ sprechende Ziffern oder andere Zeichen (u. a. auch Sonderzeichen) er‐ setzt werden. Unabhängig davon bietet aber diese Studie zum ersten Mal in umfassendem Ausmaß ein Instrumentarium, das genutzt werden kann, um Graphostilistik kategoriengeleitet zu analysieren und ihr Poten‐ tial fundiert zu analysieren und zu reflektieren.I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.