Moraldo, S.M. (2024). „Der Generation meiner Eltern fehlt das literarische Denkmal in diesem Land“. Ein Versuch über Özge İnans 'Natürlich kann man hier nicht leben'. Heidelberg : Universitätsverlag Winter.
„Der Generation meiner Eltern fehlt das literarische Denkmal in diesem Land“. Ein Versuch über Özge İnans 'Natürlich kann man hier nicht leben'
Moraldo, Sandro M.
2024
Abstract
Mit der Entwicklung Deutschlands von einem temporären Zuwanderungs- zu einem modernen Einwanderungs- und multikulturellen Migrationsland korrelierte allerdings auch eine Veränderung der deutschsprachigen Literaturlandschaft. War der Begriff Nationalliteratur ohnehin schon seit geraumer Zeit umstritten, weil er von einer Einheitsvorstellung ausging, „die nicht nur historischem Wandel unterworfen [ist], sondern überhaupt mit der Vielfalt empirischer Erscheinungen nicht im Einklang“ steht, 2 schien jetzt eine kritische konzeptuelle Hinterfragung mehr als überfällig. Mit der „räumlichen Verlegung“ (Werner Fuld) des Lebensmittelpunktes von der Heimat in das fremdsprachige Ausland markieren die literarischen Kommunikations- und Organisationsformen vor allem italienischer und türkischer Emigranten in den 1970er-Jahren einen ersten wichtigen Einschnitt im literarischen Feld der Bundesrepublik Deutschland. Doch dieses Phänomen wurde zunächst „an einen kulturellen – und ästhetischen – Ort verlagert, der sich außerhalb, jenseits oder neben dem Ort befindet, der für die sogenannten ‚Nationalliteraturen‘ vorgesehen ist, an einen ‚anderen‘ Ort also“. Im Zuge der sogenannten „Turkish Turn in Contemporary German Literature“ setzt Özge İnan (geb. 1997) mit ihrem Romandebüt 'Natürlich kann man hier nicht leben' einen neuen, überraschenden Akzent. Sie bringt einen für den türkischen Migrationsprozess zentralen Aspekt zum ersten Mal ins Spiel und zum Sprechen, nämlich den der politisch Verfolgten, und füllt damit zugleich „auch eine Leerstelle im kollektiven Bewusstsein vieler Menschen in Deutschland“.File in questo prodotto:
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