Guglielmo Gabbiadini (2023). Literarische Übergangsriten an der Ostsee. Ein Versuch über Judith Schalanskys ›Blau steht dir nicht. Matrosenroman‹. JAHRBUCH FÜR INTERNATIONALE GERMANISTIK, 55(3), 243-254 [10.3726/jig553_243].
Literarische Übergangsriten an der Ostsee. Ein Versuch über Judith Schalanskys ›Blau steht dir nicht. Matrosenroman‹
Guglielmo Gabbiadini
2023
Abstract
Inmitten der weiten Landschaft an der Ostsee nimmt Judith Schalanskys Romandebüt ›Blau steht dir nicht‹ (2008) anthropologisch relevante Stätten in Augenschein, auf denen die Abenteuer eines Kindes namens Jenny sich zugetragen haben. Zugleich bietet der ›Matrosenroman‹ kunstvoll arrangierte Streifzüge durch die neuere Kultur- und Literaturgeschichte, die Gegenstand eingehender Untersuchungen gewesen sind, angefangen von der Farbe Blau – samt ihrer eminent romantischen Abkunft – und den zahlreichen Verweisen auf weitere Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. In methodischer Hinsicht analysiert der Beitrag die Identitätskonstruktionsprozesse der Figuren, ihr Beziehungsprofil sowie die intertextuellen und interkulturellen Verbindungen, die zur Vielstimmigkeit des Romans beitragen. Ausgegangen wird von der Frage, wie die Identität der Protagonistin literarisch »erschrieben« (H. Pfotenhauer) wird, d. h. wie sie sich im Spannungsfeld der literarischen Sprache konstituiert hat. Zu diesem Zweck wird zuerst der geographische und zugleich emotionelle Kontext der Erzählung skizziert (1.), der sich für Jenny als eine existenzielle Schwelle erweist (2.). Anschließend wird versucht, unter Anführung erhellender Parallelstellen aus der Weltliteratur die psycho-physische Tragweite einer unerwarteten Begegnung mit der blauen Welt der Matrosen zu belichten, die bei Jenny einen Transformationsprozess in Gang setzt (3.). Am Leitfaden der Farbe Blau wird abschließend eine Reihe Identifikationsbilder rekonstruiert (4.), mit denen Jenny sich auseinandersetzt, bis sie ihre Lebensentscheidung trifft (5.). Es ergibt sich daraus ein neuer Blick auf uralte Themen und Probleme, die seit jeher ein Hauptanliegen der literarischen Anthropologie bilden.File in questo prodotto:
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