“La geografia della letteratura è stata sconvolta dalle migrazioni. E spesso i romanzieri sono diventati grandi con il vocabolario del paese che li ha accolti.” Mit diesen Worten begann der preisgekrönte ungarische Regisseur, Schriftsteller und Dramatiker und eingebürgerte Italiener Giorgio Pressburger, geborener György (Budapest, 21. April 1937 - Triest, 5. Oktober 2017), 1996 einen im Corriere della sera veröffentlichten Artikel, in dem er eine erste Bestandsaufnahme der - wie er sie nennt - “scrittori orfani di madre lingua” vornahm. Die Fälle von Schriftstellern, die aus den verschiedensten Gründen nicht in ihrer Muttersprache schreiben, sind zahlreich und beispielhaft. Um nur einige wichtige Literaten des 20. Jahrhunderts zu nennen: der Russe Vladimir Nabokov, der Pole Joseph Conrad, der Ire Samuel Beckett, der rumänische deutschsprachige Dichter Paul Celan, der Dramatiker mit französischer Mutter und rumänischem Vater Eugène Ionesco und schließlich, um im Bel Paese zu bleiben, Italo Svevo, Pseudonym von Aron Hector Schmitz (Ettore Schmitz). “Perché queste trasmigrazioni?”, fragt sich Pressburger, und “Qual è il ruolo degli scrittori in questione nell’ambito della letteratura del Paese di adozione, la cui lingua diventa lo strumento espressivo delle loro opere?” Sicherlich mussten damals aus politischen Gründen viele Menschen ihre Heimat verlassen und in der Fremde ein neues Leben und sich eine neue literarische Existenz aufbauen. In anderen Fällen, wie z. B. in Deutschland ab 1955, wurden spezielle bilaterale Anwerbeabkommen eingesetzt, um den Mangel an verfügbaren Arbeitskräften für gering qualifizierte Tätigkeiten z. B. im Bergbau, in der Automobilindustrie und im Baugewerbe) auszugleichen. Die ersten, die als Gastarbeiter bezeichnet wurden, waren Einwanderer aus Italien, Spanien und Jugoslawien, bald gefolgt von denen aus Griechenland, der Türkei und Portugal. Die von Giorgio Pressburger aufgeworfenen Fragen sind heute genauso aktuell, wenn nicht gar aktueller als früher. Der Beitrag fokussiert den Schriftsteller Feridun Zaimoğlu, der 1964 in Bolu (Türkei) geboren ist, seit über 40 Jahren mit kurzen Unterbrechungen in Deutschland lebt und zu dieser „post“-Generation gehört. In seiner literarischen Anfangsphase thematisiert er Themen wie Ausgrenzung und Rassismus im Einwanderungsland Deutschland, stellt das tradierte Verständnis von Integration und Nation in Frage und fordert durchaus provokativ ein neues Gemeinschaftsverständnis ein.

Moraldo, S.M. (2023). Postmigrantische literarische Konstruktionen. Ein Versuch über Feridun Zaimoğlu. Lausanne/Berlin/Bruxelles/Chennai/New York/Oxford : Peter Lang [10.3726/b20908].

Postmigrantische literarische Konstruktionen. Ein Versuch über Feridun Zaimoğlu

Moraldo, Sandro M.
2023

Abstract

“La geografia della letteratura è stata sconvolta dalle migrazioni. E spesso i romanzieri sono diventati grandi con il vocabolario del paese che li ha accolti.” Mit diesen Worten begann der preisgekrönte ungarische Regisseur, Schriftsteller und Dramatiker und eingebürgerte Italiener Giorgio Pressburger, geborener György (Budapest, 21. April 1937 - Triest, 5. Oktober 2017), 1996 einen im Corriere della sera veröffentlichten Artikel, in dem er eine erste Bestandsaufnahme der - wie er sie nennt - “scrittori orfani di madre lingua” vornahm. Die Fälle von Schriftstellern, die aus den verschiedensten Gründen nicht in ihrer Muttersprache schreiben, sind zahlreich und beispielhaft. Um nur einige wichtige Literaten des 20. Jahrhunderts zu nennen: der Russe Vladimir Nabokov, der Pole Joseph Conrad, der Ire Samuel Beckett, der rumänische deutschsprachige Dichter Paul Celan, der Dramatiker mit französischer Mutter und rumänischem Vater Eugène Ionesco und schließlich, um im Bel Paese zu bleiben, Italo Svevo, Pseudonym von Aron Hector Schmitz (Ettore Schmitz). “Perché queste trasmigrazioni?”, fragt sich Pressburger, und “Qual è il ruolo degli scrittori in questione nell’ambito della letteratura del Paese di adozione, la cui lingua diventa lo strumento espressivo delle loro opere?” Sicherlich mussten damals aus politischen Gründen viele Menschen ihre Heimat verlassen und in der Fremde ein neues Leben und sich eine neue literarische Existenz aufbauen. In anderen Fällen, wie z. B. in Deutschland ab 1955, wurden spezielle bilaterale Anwerbeabkommen eingesetzt, um den Mangel an verfügbaren Arbeitskräften für gering qualifizierte Tätigkeiten z. B. im Bergbau, in der Automobilindustrie und im Baugewerbe) auszugleichen. Die ersten, die als Gastarbeiter bezeichnet wurden, waren Einwanderer aus Italien, Spanien und Jugoslawien, bald gefolgt von denen aus Griechenland, der Türkei und Portugal. Die von Giorgio Pressburger aufgeworfenen Fragen sind heute genauso aktuell, wenn nicht gar aktueller als früher. Der Beitrag fokussiert den Schriftsteller Feridun Zaimoğlu, der 1964 in Bolu (Türkei) geboren ist, seit über 40 Jahren mit kurzen Unterbrechungen in Deutschland lebt und zu dieser „post“-Generation gehört. In seiner literarischen Anfangsphase thematisiert er Themen wie Ausgrenzung und Rassismus im Einwanderungsland Deutschland, stellt das tradierte Verständnis von Integration und Nation in Frage und fordert durchaus provokativ ein neues Gemeinschaftsverständnis ein.
2023
Menschen und Handeln im Zeichen transkulturellen Denkens
137
147
Moraldo, S.M. (2023). Postmigrantische literarische Konstruktionen. Ein Versuch über Feridun Zaimoğlu. Lausanne/Berlin/Bruxelles/Chennai/New York/Oxford : Peter Lang [10.3726/b20908].
Moraldo, Sandro M.
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