Die Elixiere der Literatur

MORALDO, SANDRO
2016

Abstract

Mit dieser Festschrift möchten die Schüler, Freunde, Schriftsteller, Kollegen, Mitarbeiter und Weggefährten Franz Loquai gleich in mehrfacher Hinsicht ehren: Als einen herausragenden "Vollblutgermanisten" (K. Isele) und Komparatisten, der analytische Stringenz mit internationaler Offenheit und Neugierde verbindet und damit maßgeblich die Modernisierung der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft vorangebracht hat, als Übersetzer, der meist unter Pseudonym zusammen mit seiner französischen Frau den polar jenseits der Alpen auch in Deutschland hoffähig gemacht hat, aber auch als den fachkompetenten Herausgeber von Schriftsteller-Monographien und zahlreichen Lese-Licht-Anthologien, in denen literarische Annäherungen von Bewunderern und Kennern einmaliger Städte (sei es nun Venedig, Prag oder Paris) zu einer verführerischen Lesereise einladen. Und Hand aufs Herz: Wer hat nicht schon einmal einen seiner zahlreich herausgegebenen Goldmann-Klassiker (allen voran über Werke von E.T.A. Hoffmann, Rilke, Schnitzler und Hofmannsthal) in der Hand gehabt und in seinen Erläuterungen so manch Aufhellendes erfahren, was ihm bisher im Dunkel der poetischen Sprache verborgen geblieben war? Die Spannbreite von Loquais Aktivitäten war groß. Die zahlreichen Beiträge in diesem Sammelband sind daher so vielseitig wie die Interessen des Jubilars. Es ist schwer und wäre letztlich willkürlich, aus dem umfangreichen wissenschaftlichen Œuvre von Franz Loquai bestimmte Veröffentlichungen besonders hervorzuheben. Man tut ihm aber sicherlich nicht Unrecht, wenn man seine Studie über den Zusammenhang von Melancholie, Wahnsinn und Kunst in der deutschen Romantik (Künstler und Melancholie in der Romantik) besonders erwähnt. Man übertreibt gewiss nicht, wenn man dieses Buch, in der die Melancholie als Kampfbegriff des romantischen Künstlers gegen einen unkritischen Rationalismus zum Paradigma der gesellschaftskritischen Brisanz und Aktualität der Romantik stilisiert wird, als ein klassisches Referenzwerk bezeichnet. Gleichfalls zu nennen ist seine intertextuelle Studie zur literarischen Shakespeare-Rezeption in der deutschsprachigen Literatur des 20. Jahrhunderts, Hamlet und Deutschland. Das große Verdienst dieses Buchs ist es, gezeigt zu haben, dass der dänische Prinz den deutschen Schriftstellern als Modellfigur zur literarischen Auseinandersetzung mit der politischen Erfahrung und der geschichtlichen Verantwortung dient. Doch Franz Loquai ist weit mehr als nur Akademiker und Fachgelehrter, der in seinen Seminaren neben einem Überblick über die Vielfalt methodischer Konzeptualisierungen des Literarischen, poetologische Schlüsselkonzepte oder thematologische Fragestellungen gleichzeitig auch Freude am wissenschaftlichen Arbeiten und der kritischen Reflektion vermittelt. Wer ihn – wie die Beiträger in diesem Sammelband – näher kennt, weiß um seine Kompetenz(en) in Sachen Sport, vor allem Fußball und Radsport. Er versteht es wie nur wenige in einer Kommunikationssituation die Textgattungen des Gesprächs auszuloten, und ein tiefgehendes Gespräch über hermeneutische Fragestellungen in einen small talk über die Bergetappen der Tour de France oder des Giro d'Italia münden zu lassen. Undw er ihn kennt, weiß auch, dass sich Alter nicht nach Jahren bemisst. Es zeigt sich vielmehr in der Geisteshaltung eines dynamischen Forschers, der mit Neugier und Optimismus seiner Zeit immer eine Harke zu schlagen vermag.
2016
184
978-3-86205-458-9
Sandro Moraldo
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Utilizza questo identificativo per citare o creare un link a questo documento: https://hdl.handle.net/11585/586860
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