Sprache-in-Interaktion: Ansätze zur Erforschung interaktionaler Sprache und Überlegungen zur deren Didaktisierung im DaF-Unterricht

MORALDO, SANDRO;
2015

Abstract

Im Zuge der kommunikativen Wende in den 1980er Jahren hat sich der Schwerpunkt im Fremdsprachenunterricht von der formalen (grammatischen) Korrektheit schriftlicher und mündlicher Kompetenzen zugunsten der sozialen und interaktionalen Dimension von Sprache und Kommunikation verschoben. Die Integration grammatischer und sozialer Analysekomponenten erlaubt die Beschreibung der kommunikativen Einbettung von Sprache in den Interaktionskontext. Dies ermöglicht letztendlich im Falle einer didaktischen Umsetzung der Forschungsergebnisse von Sprache-in-Interaktion den Fremdsprachenlernenden, sich an den tatsächlichen Kommunikationsbedürfnissen und -notwendigkeiten der Alltagskommunikation zu orientieren. Datenbanken wie das an mündlicher interaktionaler Kommunikation ausgerichtete „Forschungs- und Lehrkorpus FOLK“ am Institut für deutsche Sprache in Mannheim (http://agd.ids-mannheim.de/folk.shtml) oder die vom DAAD geförderte und von Susanne Günthner (Münster) und Wolfgang Imo (Essen) aufgebaute, sich an den Bedürfnissen der DaF-Lehrenden und -Lernenden orientierende „Datenbank gesprochenes Deutsch für die Auslandsgermanistik“ (http://audiolabor.uni-muenster.de/daf) ebenso wie auf die Bereitstellung schriftlicher Interaktion ausgerichtete Datenbanken – z.B. das „Dortmunder Chat-Korpus“ (http://www.chatkorpus.tu-dortmund.de), die von Wolfgang Imo in Essen gegründete SMS-Datenbank (http://www.uni-due.de/~hg0263/SMSDB) oder die von Sandro Moraldo in Bologna-Forlì aufgebaute Twitter-Datenbank ForliTwit – stellen die Grundlagen für eine sowohl wissenschaftlich als auch didaktisch ausgerichtete Beschäftigung mit Sprache-in-Interaktion bereit. Damit diese Angebote sinnvoll genutzt werden können, muss man sich in den Fachwissenschaften und der Didaktik allerdings auf gemeinsame Terminologien und Beschreibungskonzepte einigen. Zwischen dem Anspruch einer umfassenden Beschreibung der interaktionalen Strukturen von Sprache und ihrer Didaktisierung und der Wirklichkeit klafft nämlich bislang eine große Lücke. Obwohl Sprache nur in der Abstraktion ein umrissenes Ganzes ist, orientieren sich sowohl zahlreiche linguistische Arbeiten und Referenzgrammatiken des Deutschen ebenso wie didaktische Lehrwerke des Deutschen-als-Fremdsprache de facto an einer wie auch immer definierten, als statisch konzeptualisierten hochdeutschen Schriftsprache (vgl. Ágel 1997, 2003 oder Linell 2005 zu Vorwürfen des „Skriptizismus“ bzw. „written language bias“ in der Linguistik). Sprachgebrauch unterliegt aber einer permanenten Veränderung, bei der gerade die interaktionale Sprache Auslöser für mögliche Entwicklungstendenzen sein kann. Um nun spezifische Abweichungen interaktionaler sprachlicher Strukturen von monologischen, d.h. an einem statischen Hochsprachkonzept ausgerichteten Mustern zu erfassen, müsste man klären, worin die davon abzuhebenden sprachlichen Normen nun genau bestehen. Gesprochene wie geschriebene interaktionale Sprache sind in einem Kontinuum zwischen alltäglicher Sprachwirklichkeit und kodifiziertem Sprachsystem zu lokalisieren. Das grundlegende methodische Problem, nämlich die Festlegung von Norm und Abweichung, wird der Linguistik, bei allem möglichen Erkenntnisfortschritt, erhalten bleiben. Dies ist ein Aspekt, den man im modernen DaF-Unterricht berücksichtigen sollte. Fakt ist, dass bei der Vermittlung des Deutschen als Fremdsprache zumeist eine Grammatik gewählt wird, die sich an einer Standardnorm orientiert, und das heißt weitgehend an der Norm der konzeptionell schriftlichen, eher formellen Sprache. Hier stellt sich die Frage nach der Zeitmäßigkeit einer solchen Orientierung.
2015
Interaktionale Sprache und ihre Didaktisierung im DaF-Unterricht
5
25
Moraldo, Sandro; Imo, Wolfgang
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