Die Inkunabeln von vielem, was in Lessings Generation aus Licht tritt, befinden sich in den Briefen des gelehrten „Cardinal Bibliotecario“ Angelo Maria Querini: so die Beziehungen zu Johann Caspar Hagenbuch, einem Mitglied der Accademia Etrusca di Cortona, zu dem Hamburger Hermann Samuel Reimarus (1694-1768), dessen Lehrer für die klassischen Sprache während der Zusammenarbeit mit Hemsterhuys Johann Matthias Gesner (1691-1761) gewesen war und allgemeiner zu den anderen italienischen und deutschen Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, wie etwa Francesco Maria Zanotti. Dieser letztere, der sich für Reimarus’ Praecipua capita Religionis Naturalis x dissertationibus perspicue exposita & vindicata begeistert hatte, ist eine wichtige Begegnung Lessings während seiner italienischen Reise. Der Aufsatz geht auf Querinis Beziehungen nach Göttingen und Augsburg unter dem Gesichtspunkt der Wiederentdeckung Herculaneums. Meine These: Der große Venetianer, der die Primordia Corcyrae (1725), eine Untersuchung der Altertümer von Corfù, als seine Lieblingsschrift und „il mio Ercolano“ bezeichnete, bildet die äußerst interessante Vorstufe zu jener Phase des italienisch-deutschen Kulturtransfers, die sich mit dem Name Winckelmann verbindet: genauer, mit der Publikation von Winckelmanns Berichten über die Ausgrabungen des Herculaneums („Relazioni antiquarie“), die 1779-1780 in der Antologia romana, dem Publikationsorgan par excellence des arkadischen Neoklassizismus, stattfand. Berücksichtigt werden insbesondere die Epistolae mutuae, eine umfassende Sammlung von 112 Seiten von Dokumenten, die als ein regelrechter deutsch-italienischer Dialog in Briefform betrachtet werden darf. Die Publikation dieser ab dem Jahr 1748 datierenden Briefe wurde kurz vor seinem Tod von Johann Matthias Gesner, einem der prägendsten Vertreter der Universität Göttingen angeregt. Gessners Affinität zu Querini und die gemeinsamen freundschaftlichen Beziehungen zu Abraham Gotthelf Kästner, dem „Nestor aller philosophischen Mathematiker Deutschlands“. Auch die Briefe Kästners im venetianischen Nachlass Querinis (Biblioteca Querini Stampalia, ms 250) sind noch nicht ediert worden. – Querinis Präsenz in den Göttingischen Zeitungen von Gelehrten Sachen. – Das neue gelehrte Europa von Johann Christoph Strodtmann und die dort enthaltenen Zusätze zur Geschichte des Herrn Cardinal Quirini. – Querinis „suevicum iter“ und die Hintergründe seiner Reise nach Augsburg. – Die französische Übersetzung des Sendschreibens Querinis mit dem Titel Rélation de la découverte qui a été faite à Naples de la ville Herculan. Winckelmann als Excerptor des «Journal des Savans d’Italie» (Fonds allemandes der Pariser Nationalbibliothek). Noch ein unveröffentlichter Brief, diesmal in der Biblioteca Queriniana: Der Brief von G.L. Bianconi an Querini, „Dillinga 8 Novembre 1748“ und die Vermittlerrolle von Jacopo Facciolati.

Zu den Beziehungen des Kardinals Angelo Maria Querini (1680-1755) nach Goettingen und Augsburg im Lichte der Wiederentdeckung Herculaneums

CANTARUTTI, GIULIA
2013

Abstract

Die Inkunabeln von vielem, was in Lessings Generation aus Licht tritt, befinden sich in den Briefen des gelehrten „Cardinal Bibliotecario“ Angelo Maria Querini: so die Beziehungen zu Johann Caspar Hagenbuch, einem Mitglied der Accademia Etrusca di Cortona, zu dem Hamburger Hermann Samuel Reimarus (1694-1768), dessen Lehrer für die klassischen Sprache während der Zusammenarbeit mit Hemsterhuys Johann Matthias Gesner (1691-1761) gewesen war und allgemeiner zu den anderen italienischen und deutschen Mitgliedern der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, wie etwa Francesco Maria Zanotti. Dieser letztere, der sich für Reimarus’ Praecipua capita Religionis Naturalis x dissertationibus perspicue exposita & vindicata begeistert hatte, ist eine wichtige Begegnung Lessings während seiner italienischen Reise. Der Aufsatz geht auf Querinis Beziehungen nach Göttingen und Augsburg unter dem Gesichtspunkt der Wiederentdeckung Herculaneums. Meine These: Der große Venetianer, der die Primordia Corcyrae (1725), eine Untersuchung der Altertümer von Corfù, als seine Lieblingsschrift und „il mio Ercolano“ bezeichnete, bildet die äußerst interessante Vorstufe zu jener Phase des italienisch-deutschen Kulturtransfers, die sich mit dem Name Winckelmann verbindet: genauer, mit der Publikation von Winckelmanns Berichten über die Ausgrabungen des Herculaneums („Relazioni antiquarie“), die 1779-1780 in der Antologia romana, dem Publikationsorgan par excellence des arkadischen Neoklassizismus, stattfand. Berücksichtigt werden insbesondere die Epistolae mutuae, eine umfassende Sammlung von 112 Seiten von Dokumenten, die als ein regelrechter deutsch-italienischer Dialog in Briefform betrachtet werden darf. Die Publikation dieser ab dem Jahr 1748 datierenden Briefe wurde kurz vor seinem Tod von Johann Matthias Gesner, einem der prägendsten Vertreter der Universität Göttingen angeregt. Gessners Affinität zu Querini und die gemeinsamen freundschaftlichen Beziehungen zu Abraham Gotthelf Kästner, dem „Nestor aller philosophischen Mathematiker Deutschlands“. Auch die Briefe Kästners im venetianischen Nachlass Querinis (Biblioteca Querini Stampalia, ms 250) sind noch nicht ediert worden. – Querinis Präsenz in den Göttingischen Zeitungen von Gelehrten Sachen. – Das neue gelehrte Europa von Johann Christoph Strodtmann und die dort enthaltenen Zusätze zur Geschichte des Herrn Cardinal Quirini. – Querinis „suevicum iter“ und die Hintergründe seiner Reise nach Augsburg. – Die französische Übersetzung des Sendschreibens Querinis mit dem Titel Rélation de la découverte qui a été faite à Naples de la ville Herculan. Winckelmann als Excerptor des «Journal des Savans d’Italie» (Fonds allemandes der Pariser Nationalbibliothek). Noch ein unveröffentlichter Brief, diesmal in der Biblioteca Queriniana: Der Brief von G.L. Bianconi an Querini, „Dillinga 8 Novembre 1748“ und die Vermittlerrolle von Jacopo Facciolati.
2013
Mittlere deutsche Literatur und Italien
343
366
Giulia Cantarutti
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Utilizza questo identificativo per citare o creare un link a questo documento: https://hdl.handle.net/11585/398478
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