Wiesmann, E. (2018). Der notarielle Immobilienkaufvertrag in Italien und Deutschland. Eine kontrastive diachronische Untersuchung zur Bedeutung von Norm und Konvention sowie zur Entwicklung der Textsorte. Berlin : Frank & Timme.
Der notarielle Immobilienkaufvertrag in Italien und Deutschland. Eine kontrastive diachronische Untersuchung zur Bedeutung von Norm und Konvention sowie zur Entwicklung der Textsorte
Wiesmann, E.
2018
Abstract
Die Monographie versteht sich als Beitrag zu einer um die diachronische Dimension erweiterten Kontrastiven Textologie, die mit Blick auf den italienischen und den deutschen notariellen Immobilienkaufvertrag einen ersten Schritt in Richtung einer kontrastiven Textsortengeschichte darstellt. Mit der Arbeit werden in erster Linie theoretisch-methodische Ziele verfolgt. Diese bestehen in der Entwicklung und Erprobung eines Analysemodells, das mehr auf Explikation als auf Deskription ausgerichtet ist, neben der Synchronie auch die Diachronie berücksichtigt und dank der Unterscheidung verschiedener Intertextualitätsrelationen und der Differenzierung unterschiedlicher Variationsdimensionen präzise die Einflussfaktoren der sprachlich-textuellen Gestaltung der notariellen Urkunde und deren Gewicht bestimmen, die Gründe für Variation und Wandel ermitteln und die mit Blick auf eine Textsortengeschichte relevanten zeitlichen Veränderungen erfassen lässt. Im Zuge der Anwendung des Analysemodells auf ein Primärkorpus von 100 italienischen und 100 deutschen notariellen Immobilienkaufverträgen aus der Zeit 1860-1960 und zwei Sekundärkorpora aus den einschlägigen rechtlichen Bestimmungen und den relevanten Formularbuchtexten werden drei Forschungshypothesen überprüft, die – jeweils im italienisch-deutschen Vergleich – die Bedeutung der Kanzleitradition als Einflussfaktor der sprachlich-textuellen Gestaltung der notariellen Urkunde, die Unterschiede in der historischen Determiniertheit der Kanzleitradition und das Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation beim Textsortenwandel betreffen. Die Arbeit gliedert sich in fünf große Kapitel. Nach einer detaillierten Darstellung des Forschungsstands zur Kontrastiven Textologie und zum Gegenstandsbereich notarielle Urkunde im Blickpunkt der einschlägigen wissenschaftlichen Disziplinen werden die text(sorten)linguistischen Grundlagen für die Bestimmung der Besonderheiten der Textsorte notarieller Immobilienkaufvertrag erarbeitet. Im anschließenden Kapitel wird zwecks Sicherung des Verständnisses der Textsorte in ihrer historischen Determiniertheit zunächst ein Überblick über die Geschichte der notariellen Urkunde gegeben. Danach werden die Einflussfaktoren der sprachlich-textuellen Gestaltung des notariellen Immobilienkaufvertrags thematisiert, wobei den rechtlichen Bestimmungen, den Formularbüchern und den Kanzleitraditionen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Abschließend wird ein italienisch-deutscher Vergleich des Immobilienkaufvertrags und der Aufgabe des Notars heute vorgelegt. Im Kapitel zur Methodologie wird nach der Auseinandersetzung mit den Methoden der Kontrastiven Textologie das primär zur Untersuchung der Korpora dienende, aber auch auf andere stark standardisierte, durch rechtliche Normen und sprachliche Konventionen beeinflusste Textsorten übertragbare Analysemodell entwickelt. Der empirisch-analytische Teil umfasst die mit Hilfe des Analysemodells durchgeführte umfassende kontrastive Analyse der Teiltexte der Textsorte und schließt mit einer Zusammenfassung der italienisch-deutschen Unterschiede in Bezug auf die verschiedenen Analyseebenen und der Überprüfung der Forschungshypothesen ab, die sich größtenteils bestätigt haben. Die Kanzleitradition ist in Italien in der Tat stärker ausgeprägt und auch stärker historisch determiniert als in Deutschland, die deutschen notariellen Urkunden ändern sich allerdings, auch wenn die Macht der Tradition in Italien stärker ist als die Kraft der Innovation, nicht stärker als die italienischen im Zuge von Normänderungen.File in questo prodotto:
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