Rechtsübersetzer haben, wie alle Übersetzer, in ihrer Berufspraxis mit dem Transfer von Wissen zu tun. In der Übersetzerausbildung, um die es in dem vorliegenden Beitrag geht, müssen sie dieses Wissen zunächst einmal erwerben bzw. erfahren, wo und wie sie es erlangen können. Wissenserwerb in der Übersetzerausbildung geht mit dem Wissenstransfer von dem Lehrenden auf den Lernenden und mit der Erlangung von Wissen durch den Lernenden – u.a. aus übersetzerischen Hilfsmitteln - einher. Je nach Gewichtung verläuft die Wissensentwicklung lehrer-, lerner- oder ressourcenzentriert. Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags steht die ressourcenzentrierte Wissensentwicklung, die am Beispiel einer für den Rechtsübersetzer konzipierten und an der Universität Bologna/Forlì als Prototyp entwickelten Datenbank veranschaulicht wird. Das fachliche, fachsprachliche, fachtextuelle und übersetzerische Wissen, das der Rechtsübersetzer bei seiner Übersetzungstätigkeit benötigt, wird dort zum Zweck des Wissenstransfers und des Wissenserwerbs aufbereitet. Gewährleistet wird dies insbesondere durch die kontrastive Verwaltung von umfassend fachlich und sprachlich kontextualisierter Terminologie und Phraseologie, die genaue Herausarbeitung und die adressatengerechte Verdeutlichung der Relationen zwischen den rechtssprachlichen Einheiten innerhalb der und zwischen den betroffenen Rechtssprachen in einem komplexen Hypertextsystem und die Verwaltung der Daten in einem die Einbeziehung von Sprache und Sprachgebrauch in divergierenden Rechtsordnungen ermöglichenden benennungsbezogenen Eintragsmodell, das eine auf die Erfordernisse der Rechtsübersetzung zugeschnittene Trennung der Eintragsstrukturen von Ausgangs- und Zielrechtssprache vorsieht. Der Beitrag knüpft v.a. an Forschungsergebnisse aus den Bereichen Übersetzungsdidaktik, Terminologie- und Phraseologieverwaltung sowie Wissensmanagement an. Im Vorfeld werden zunächst die Begriffe Wissen und Kompetenz definiert und mit Blick auf den Rechtsübersetzer präzisiert und es wird das im betriebswirtschaftlichen Kontext entwickelte Wissensmodell von Probst, in dem sowohl dem Wissenserwerb als auch dem Wissenstransfer eine wichtige Bedeutung zukommt, für die Übersetzungsdidaktik adaptiert. Darüber hinaus werden ausgehend von den Besonderheiten der Rechtsterminologie die Anforderungen an die didaktische Wissensorganisation in JUSLEX herausgearbeitet.

Wissenserwerb und Wissenstransfer in der Rechtsübersetzerausbildung / Wiesmann E.. - STAMPA. - (2006), pp. 205-221.

Wissenserwerb und Wissenstransfer in der Rechtsübersetzerausbildung

WIESMANN, EVA BERTA MARIA
2006

Abstract

Rechtsübersetzer haben, wie alle Übersetzer, in ihrer Berufspraxis mit dem Transfer von Wissen zu tun. In der Übersetzerausbildung, um die es in dem vorliegenden Beitrag geht, müssen sie dieses Wissen zunächst einmal erwerben bzw. erfahren, wo und wie sie es erlangen können. Wissenserwerb in der Übersetzerausbildung geht mit dem Wissenstransfer von dem Lehrenden auf den Lernenden und mit der Erlangung von Wissen durch den Lernenden – u.a. aus übersetzerischen Hilfsmitteln - einher. Je nach Gewichtung verläuft die Wissensentwicklung lehrer-, lerner- oder ressourcenzentriert. Im Mittelpunkt des vorliegenden Beitrags steht die ressourcenzentrierte Wissensentwicklung, die am Beispiel einer für den Rechtsübersetzer konzipierten und an der Universität Bologna/Forlì als Prototyp entwickelten Datenbank veranschaulicht wird. Das fachliche, fachsprachliche, fachtextuelle und übersetzerische Wissen, das der Rechtsübersetzer bei seiner Übersetzungstätigkeit benötigt, wird dort zum Zweck des Wissenstransfers und des Wissenserwerbs aufbereitet. Gewährleistet wird dies insbesondere durch die kontrastive Verwaltung von umfassend fachlich und sprachlich kontextualisierter Terminologie und Phraseologie, die genaue Herausarbeitung und die adressatengerechte Verdeutlichung der Relationen zwischen den rechtssprachlichen Einheiten innerhalb der und zwischen den betroffenen Rechtssprachen in einem komplexen Hypertextsystem und die Verwaltung der Daten in einem die Einbeziehung von Sprache und Sprachgebrauch in divergierenden Rechtsordnungen ermöglichenden benennungsbezogenen Eintragsmodell, das eine auf die Erfordernisse der Rechtsübersetzung zugeschnittene Trennung der Eintragsstrukturen von Ausgangs- und Zielrechtssprache vorsieht. Der Beitrag knüpft v.a. an Forschungsergebnisse aus den Bereichen Übersetzungsdidaktik, Terminologie- und Phraseologieverwaltung sowie Wissensmanagement an. Im Vorfeld werden zunächst die Begriffe Wissen und Kompetenz definiert und mit Blick auf den Rechtsübersetzer präzisiert und es wird das im betriebswirtschaftlichen Kontext entwickelte Wissensmodell von Probst, in dem sowohl dem Wissenserwerb als auch dem Wissenstransfer eine wichtige Bedeutung zukommt, für die Übersetzungsdidaktik adaptiert. Darüber hinaus werden ausgehend von den Besonderheiten der Rechtsterminologie die Anforderungen an die didaktische Wissensorganisation in JUSLEX herausgearbeitet.
2006
Mehrsprachige Individuen - vielsprachige Gesellschaften
205
221
Wissenserwerb und Wissenstransfer in der Rechtsübersetzerausbildung / Wiesmann E.. - STAMPA. - (2006), pp. 205-221.
Wiesmann E.
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