Auf die psychologischen Prozesse, die der Entwicklung des Gottesgedankens zugrunde liegen, geht Nietzsche zum ersten Mal in Morgenröthe ein. Bei dessen Entstehung wird das, was eine subjektive Sicht bleibt, willkürlich zu einem universellen und absoluten Wert erhoben. «Wie kann Einer seine eigene Meinung über die Dinge als eine Offenbarung empfinden?», fragt Aph. 62 (Vom Ursprunge der Religionen). Die Antwort liegt in der Abspaltung des Bewusstseins der eigenen Grenzen von der Größe des Gedankens, dessen man auf einmal dennoch fähig ist. Dieser «neue Gedanke», diese «eigene grosse […] Hypothese», die die Welt und das Dasein erklärt, tritt «so gewaltig» in das Bewusstsein des Menschen ein, "dass er sich nicht als Schöpfer einer solchen Seligkeit zu fühlen wagt und die Ursache davon und wieder die Ursache der Ursache jenes neuen Gedankens seinem Gotte zuschreibt: als dessen Offenbarung".

Die Wissenschaft und der "Schatten Gottes" / C. Gentili. - STAMPA. - (2010), pp. 233-243.

Die Wissenschaft und der "Schatten Gottes"

GENTILI, CARLO
2010

Abstract

Auf die psychologischen Prozesse, die der Entwicklung des Gottesgedankens zugrunde liegen, geht Nietzsche zum ersten Mal in Morgenröthe ein. Bei dessen Entstehung wird das, was eine subjektive Sicht bleibt, willkürlich zu einem universellen und absoluten Wert erhoben. «Wie kann Einer seine eigene Meinung über die Dinge als eine Offenbarung empfinden?», fragt Aph. 62 (Vom Ursprunge der Religionen). Die Antwort liegt in der Abspaltung des Bewusstseins der eigenen Grenzen von der Größe des Gedankens, dessen man auf einmal dennoch fähig ist. Dieser «neue Gedanke», diese «eigene grosse […] Hypothese», die die Welt und das Dasein erklärt, tritt «so gewaltig» in das Bewusstsein des Menschen ein, "dass er sich nicht als Schöpfer einer solchen Seligkeit zu fühlen wagt und die Ursache davon und wieder die Ursache der Ursache jenes neuen Gedankens seinem Gotte zuschreibt: als dessen Offenbarung".
2010
Der Tod Gottes und die Wissenschaft
233
243
Die Wissenschaft und der "Schatten Gottes" / C. Gentili. - STAMPA. - (2010), pp. 233-243.
C. Gentili
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