Die meisten europäischen Länder und viele andere haben sich dem Bologna-Prozess zur Harmonisierung der universitären Ausbildung und der entsprechenden Abschlüsse angeschlossen. Immer mehr Universitäten gestalten ihre Studienpläne um und übernehmen als Hauptelemente sowohl die vorgesehene Abstufung der Studienabschlüsse (ein dreijähriges Bakkalaureat und ein darauf folgender zweijähriger Abschluss) als auch das System der ECTS-Punkte zur quantitativen Erfassung des Arbeitsaufwandes in den einzelnen Fächern. Das übergeordnete Ziel ist dabei die Vergleichbarkeit und, soweit möglich, die Harmonisierung der Studienpläne hinsichtlich der Tatsache, dass immer mehr Studierende und Absolventen ihre Berufschancen in einem internationalen Rahmen verwirklichen möchten und sollen. Diese freiwillig übernommenen Grundstrukturen machen es möglich oder wenigstens leichter, akademische Titel und Leistungen zu bewerten bzw. anzuerkennen, die in anderen Ländern erworben bzw. erbracht wurden. Es handelt sich trotz der zahlreichen weiter bestehenden nationalen und lokalen Ausprägungen um eine gewaltige Umstrukturierung, die auf sehr vielen Ebenen zahlreiche Veränderungen in normierenden und beschreibenden Dokumenten nach sich zieht. Offizielle Unterlagen (zu allererst die Magna Charta Universitatum - vgl. den deutschen Text http://www.magna-charta.org/pdf/mc_pdf/mc_german.pdf - und die nachfolgenden Verträge und Richtlinien – vgl. unter vielen verschiedenen Quellen beispielsweise http://www.europeunit.ac.uk/bologna_process/index.cfm) werden auf der internationalen Spitzenebene in unterschiedlichen Gremien nach mehrsprachigen Verhandlungen mehrsprachig redigiert. Nationale Gesetze und Durchführungsbestimmungen werden national erlassen, regionale Zusatzregeln kommen ggf. noch hinzu, die einzelnen Universitäten verabschieden neue Studienordnungen, Austauschabkommen werden auf den verschiedensten Ebenen geschlossen. Informationsmaterial wird für unterschiedliche Adressaten und Medien in unterschiedlichen Sprachen produziert und ständig aktualisiert. Der Austausch im internationalen Rahmen wird immer intensiver und daraus entstehen spannende Aufgaben vor allem für Fachsprachenexperten, Übersetzer, Terminologen und Webmaster. Dieser Beitrag soll als Versuch verstanden werden, einige methodische Fragen zu erörtern, die bei der Bewältigung dieser Aufgaben entstehen. Es soll dabei gezeigt werden, dass die auf den Bologna-Prozess bezogene internationale Kommunikation sehr viel mit Begriffen wie Lokalisation, Internationalisierung und fachsprachlicher Übersetzung zu tun hat und dass dabei methodische, organisatorische und technische Fragen von prioritärer Bedeutung entstehen. Diese Fragen stellen eine große Herausforderung vor allem für diejenigen dar, die diesen ausnehmend komplexen Übersetzungsprozess unterstützen müssen: Terminologen und Computerlinguisten.

Der Bologna-Prozess und seine Umsetzung - Terminologische und sprachpolitische Implikationen / M. Soffritti. - STAMPA. - (2008), pp. 261-270.

Der Bologna-Prozess und seine Umsetzung - Terminologische und sprachpolitische Implikationen

SOFFRITTI, MARCELLO
2008

Abstract

Die meisten europäischen Länder und viele andere haben sich dem Bologna-Prozess zur Harmonisierung der universitären Ausbildung und der entsprechenden Abschlüsse angeschlossen. Immer mehr Universitäten gestalten ihre Studienpläne um und übernehmen als Hauptelemente sowohl die vorgesehene Abstufung der Studienabschlüsse (ein dreijähriges Bakkalaureat und ein darauf folgender zweijähriger Abschluss) als auch das System der ECTS-Punkte zur quantitativen Erfassung des Arbeitsaufwandes in den einzelnen Fächern. Das übergeordnete Ziel ist dabei die Vergleichbarkeit und, soweit möglich, die Harmonisierung der Studienpläne hinsichtlich der Tatsache, dass immer mehr Studierende und Absolventen ihre Berufschancen in einem internationalen Rahmen verwirklichen möchten und sollen. Diese freiwillig übernommenen Grundstrukturen machen es möglich oder wenigstens leichter, akademische Titel und Leistungen zu bewerten bzw. anzuerkennen, die in anderen Ländern erworben bzw. erbracht wurden. Es handelt sich trotz der zahlreichen weiter bestehenden nationalen und lokalen Ausprägungen um eine gewaltige Umstrukturierung, die auf sehr vielen Ebenen zahlreiche Veränderungen in normierenden und beschreibenden Dokumenten nach sich zieht. Offizielle Unterlagen (zu allererst die Magna Charta Universitatum - vgl. den deutschen Text http://www.magna-charta.org/pdf/mc_pdf/mc_german.pdf - und die nachfolgenden Verträge und Richtlinien – vgl. unter vielen verschiedenen Quellen beispielsweise http://www.europeunit.ac.uk/bologna_process/index.cfm) werden auf der internationalen Spitzenebene in unterschiedlichen Gremien nach mehrsprachigen Verhandlungen mehrsprachig redigiert. Nationale Gesetze und Durchführungsbestimmungen werden national erlassen, regionale Zusatzregeln kommen ggf. noch hinzu, die einzelnen Universitäten verabschieden neue Studienordnungen, Austauschabkommen werden auf den verschiedensten Ebenen geschlossen. Informationsmaterial wird für unterschiedliche Adressaten und Medien in unterschiedlichen Sprachen produziert und ständig aktualisiert. Der Austausch im internationalen Rahmen wird immer intensiver und daraus entstehen spannende Aufgaben vor allem für Fachsprachenexperten, Übersetzer, Terminologen und Webmaster. Dieser Beitrag soll als Versuch verstanden werden, einige methodische Fragen zu erörtern, die bei der Bewältigung dieser Aufgaben entstehen. Es soll dabei gezeigt werden, dass die auf den Bologna-Prozess bezogene internationale Kommunikation sehr viel mit Begriffen wie Lokalisation, Internationalisierung und fachsprachlicher Übersetzung zu tun hat und dass dabei methodische, organisatorische und technische Fragen von prioritärer Bedeutung entstehen. Diese Fragen stellen eine große Herausforderung vor allem für diejenigen dar, die diesen ausnehmend komplexen Übersetzungsprozess unterstützen müssen: Terminologen und Computerlinguisten.
2008
Sprachenvielfalt im Kontext von Fachkommunikation, Übersetzung und Fremdsprachenunterricht
261
270
Der Bologna-Prozess und seine Umsetzung - Terminologische und sprachpolitische Implikationen / M. Soffritti. - STAMPA. - (2008), pp. 261-270.
M. Soffritti
File in questo prodotto:
Eventuali allegati, non sono esposti

I documenti in IRIS sono protetti da copyright e tutti i diritti sono riservati, salvo diversa indicazione.

Utilizza questo identificativo per citare o creare un link a questo documento: https://hdl.handle.net/11585/60750
 Attenzione

Attenzione! I dati visualizzati non sono stati sottoposti a validazione da parte dell'ateneo

Citazioni
  • ???jsp.display-item.citation.pmc??? ND
  • Scopus ND
  • ???jsp.display-item.citation.isi??? ND
social impact